Ausschnitt aus einer Predigt, gehalten am 09.05.2021 in der LKG Jena von Ulrich Schmidt

Predigttext: Evangelium des Lukas, Kapitel 11, 5-13

Während ein Techniker vom Störungsdienst das Telefon repariert, unterhalten sich im Arbeitszimmer des Pfarrers drei Geistliche über die richtige Gebetshaltung.

  • Der eine meint, im Knien ließe es sich am besten beten, das wäre die einzig richtige Haltung vor Gott.
  • Der andere erklärt, dass er am besten im Stehen betet und dazu die Hände zu Gott erhebt. So würde die Sehnsucht und Bedürftigkeit am deutlichsten ausgedrückt.
  • Der dritte ist anderer Meinung. Für ihn ist die richtige Gebetshaltung, auf dem Boden ausgestreckt vor Gott zu liegen, schließlich gebe es Beispiele dafür in der Bibel.

Da mischt sich der Fernmeldetechniker ein und sagt: „Also ich habe am besten gebetet, als ich einmal mit dem Kopf nach unten an einem Telefonmast hing!“ Not lehrt beten. – Das stimmt schon. Aber Not kann auch fluchen lehren.

Viele unserer Zeitgenossen denken nach wie vor:

  • Gebet ist nur etwas für Notfälle.
  • Andere sehen im Gebet einen himmlischen Wunschautomaten
  • oder eine Form der Selbstberuhigung.

Viele denken: Wozu brauche ich Gott im Alltag? In der Regel habe ich alles einigermaßen im Griff. Und oft sind wir uns selbst genug. Ich möchte uns eine Begebenheit aus dem Lukasevangelium erzählen, da geht es um Menschen, die mit dem Gebet durchaus vertraut sind. Und dennoch bitten die Jünger Jesus um eine Unterrichtsstunde in Sachen Gebet. Sie haben beobachtet, dass Jesus noch anders betet, als sie es bis dahin gewohnt waren. Bestimmt kannten sie auch die Tisch-, die Morgen- und Abendgebete, in die sie genauso wie Jesus durch die religiöse Erziehung des Elternhauses hineingewachsen sind. Aber irgendetwas ist bei Jesus anders, und das wollen sie gerne wissen.

„Herr, lehre uns beten!“, so lautet ihre Bitte. Und Jesus beantwortet ihre Frage zuerst – wie es in der Schule oft üblich ist – mit etwas, das sie auswendig lernen können, mit dem Vaterunser. Jesus weiß aber, dass das Gebet nicht nur eine Sache der Worte ist, sondern ganz wesentlich aus der Beziehung lebt zu dem, der im Gebet angesprochen wird. Beten ist Reden mit Gott.

Beten gehört dazu, wenn man mit Gott im Alltag lebt und Jesus an seiner Seite weiß. Jesus nimmt sich Zeit, seinen Jüngern durch Worte und Bilder von dem Vater im Himmel zu erzählen, mit dem er selbst einen vertrauensvollen Umgang pflegt.

Predigttext: Evangelium des Lukas, Kapitel 11, 5-13

5 Und er sprach zu ihnen: Wenn jemand unter euch einen Freund hat und ginge zu ihm um Mitternacht und spräche zu ihm: Lieber Freund, leih mir drei Brote; 6 denn mein Freund ist zu mir gekommen auf der Reise, und ich habe nichts, was ich ihm vorsetzen kann, 7 und der drinnen würde antworten und sprechen: Mach mir keine Unruhe! Die Tür ist schon zugeschlossen und meine Kinder und ich liegen schon zu Bett; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben. 8 Ich sage euch: Und wenn er schon nicht aufsteht und ihm etwas gibt, weil er sein Freund ist, dann wird er doch wegen seines unverschämten Drängens aufstehen und ihm geben, soviel er bedarf. 9 Und ich sage euch auch: Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. 10 Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan. 11 Wo ist unter euch ein Vater, der seinem Sohn, wenn der ihn um einen Fisch bittet, eine Schlange für den Fisch biete? 12 Oder der ihm, wenn er um ein Ei bittet, einen Skorpion dafür biete? 13 Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben geben könnt, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!
[…]

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